Maria Praxmarer übt drei „Jobs“ gleichzeitig aus: Sie führt den Familienbetrieb, eine Vollholz-Tischlerei, ist bei next level Consultant und Trainerin im Bereich Projektmanagement und gar-nicht-nebenbei noch Mutter von zwei Kindern. Im Interview gibt sie Einblick in ihren Arbeitsalltag und verrät darüber hinaus ihre Top-Planungstipps sowie ihr Erfolgsrezept, wie sie alles unter einen Hut bekommt.
Hallo Maria! Was antwortest du eigentlich darauf, wenn dich privat jemand fragt, was du beruflich machst?
Wenn das in einem neutralen Setting passiert, würde ich ehrlicherweise als erstes von der Tischlerei erzählen: Dass ich den Tischlereibetrieb vor neun Jahren von meinem Vater übernommen habe und in diesem Beruf selbstständig bin. Und dass ich im Bereich der Unternehmensberatung ein zweites Standbein habe und im Projektmanagement tätig bin. Und dass ich zwei Kinder habe, im Alter von sechs und acht Jahren.
Bevor wir auf deine Erfahrungen und Erlebnisse in all diesen Bereichen näher eingehen, bitte um deine Top-Planungstipps als Projektmanagement-Expertin.
1. Für mich ist die Kombination aus Planung und Flexibilität enorm wichtig! Ich bin strukturiert – meine Freundinnen nennen mich einen „Planungsfreak“ – aber trotzdem flexibel, weil man immer Ungeplantes miteinbeziehen muss.
2. Ein Plan, der nicht hält, ist besser, als gar keinen Plan zu haben! Also mache ich aufgrund meiner Erfahrungen und Einschätzungen den bestmöglichen Plan zu einem Zeitpunkt … und bleibe flexibel bei der Adaptierung aufgrund neuer Informationen. Ein Plan muss und sollte nicht in Stein gemeißelt sein!
3. Man muss immer auch Zeiten für unvorhergesehene Dinge frei lassen und den Arbeitstag, die Woche, das Monat nicht „verplanen“. Man soll sich Arbeitspakete vornehmen, diese konzentriert angehen und sich nicht zu sehr vom „Kleinzeug“ aus dem Umfeld ablenken lassen.
4. Genießen Sie die Erfolgserlebnisse, die bestandene Herausforderungen mit sich bringen, die besonders schwierig anmuteten. Das gibt einem/einer dann auch wieder sehr viel und lässt uns spüren, warum wir das alles eigentlich machen…
Das bringt uns zurück zu deinem Hauptberuf: Chefin einer Tischlerei … das klingt spannend und überraschend. Was genau kann man sich darunter vorstellen?
Ich bin keine gelernte Tischlerin, sondern eine Quereinsteigerin. Ich habe ein Wirtschaftsstudium absolviert und es hat sich so ergeben, dass mein Vater in den Ruhestand gehen wollte und mir die Übernahme des Familienbetriebs angetragen hatte, was bis dahin eigentlich nie ein Thema war. Ich bin vom Tagesgeschäft ziemlich losgelöst, was für meine Gesamtsituation ein Vorteil ist, weil ich so sehr flexibel sein kann und mir den Tag so einteilen und gestalten kann, wie es sich mit meinen anderen Aufgaben am besten vereinbaren lässt. Mein Hauptaufgabenbereich ist das Marketing und die Akquise, also dass die Kunden von uns erfahren und hierherkommen.
Für dich war die Entscheidung, Tischlerei-Chefin zu werden, also klar. Aber wie hat das Umfeld reagiert?
In der Branche musste ich mir von Tischlerkollegen öfters Statements anhören, wie: „Sie wollen den Betrieb übernehmen? Sie sind ja nicht mal Tischlerin!“ Da habe ich schon einen gewissen Gegenwind gespürt und mich am Anfang gar nicht wohl gefühlt dabei. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich das Gefühl hatte, dass ich angekommen bin und auf Augenhöhe respektiert werde und selbstbewusst sagen kann: „Seht ihr, es kann doch gehen!“
Wie hast du es geschafft, den Widerstand zu verkraften?
Mein Motto damals lautete: Durchhalten und Zeit gewinnen! Am Anfang habe ich mich eher zurückgezogen, aber nach fünf Jahren war klar, dass es nicht mehr ausschließlich der Verdienst des Vaters war, der mir ein florierendes Unternehmen übergeben hatte, sondern dass ich dieses auch selbst fortführen und weiterentwickeln kann.
Was waren bei dir die maßgeblichen Dinge, dass du durchhalten konntest?
Ich glaube, eine maßgebliche Eigenschaft, das alles zu stemmen, liegt darin, dass ich Mut habe und mir denke „Ich probier’s einfach!“ – Das war bei der Übernahme der Firma so, und genauso verhält es sich, wenn ich einen Auftrag in Zusammenhang mit Projektmanagement übertragen bekomme, der sich als nicht gerade einfach darstellt. Selbst wenn ich, wie zuletzt, einen Job als Projekt-Controllerin bekam, der vom Zeitaufwand – nicht von der Rolle her – fast eine Nummer zu groß für mich schien, wollte ich es auf jeden Fall probieren – und es funktioniert.
Das klingt nach einem Zugang, der so lauten könnte: „Probieren geht über studieren“…
Ja. Ich analysiere etwas nicht zu Tode, um festzustellen, dass es nicht funktionieren kann … sondern ich probiere es einfach und traue mich eine Sache anzugehen.
Wie gehst du mit Tiefs um?
Ich habe natürlich Tiefs und Zweifel. Wie zum Beispiel bei dem Auftrag, wo ich befürchtete, dass es zeitlich zu viel ist und ich vielleicht meine eigenen Erwartungen nicht erfüllen kann. Ich bin dann aber so ehrgeizig und will es mir selbst beweisen, dass ich nicht die Flucht ergreife, wenn es schwierig wird, sondern mich der Herausforderung stelle! Dann mobilisiere ich alle Kräfte und so schaffe ich es aus einem Tief wieder heraus.
Wie schaffst du es, alles unter einen Hut zu bringen? Stichwort „Zeitmanagement“.
Von enormer Bedeutung für mich ist in diesem Zusammenhang die Unterstützung meines gesamten Umfeldes rund um mich herum, die ich bekomme oder die ich mir aufgebaut habe. Das beginnt eigentlich beim Kindergarten und der Schule sowie dem Hort samt den Angeboten in diesem Bereich. Das geht weiter bei meinen Eltern, die die Kinder abholen und teilweise auch betreuen. Dazu kommen Babysitter und eine Haushaltshilfe. Das alles erleichtert mir den Alltag – und es hat schon eine Zeit gebraucht, zu lernen und mit meinem Gewissen zu vereinbaren, dass ich es mir selbst wert bin, für einige dieser Unterstützungen auch eine bestimmte Summe Geld auszugeben.
Und wie managst du deine Tage und Wochen, was deine beiden Berufe angeht –Tischlerei und Unternehmensberatung?
In der Tischlerei kann ich mich voll und ganz auf meine fünf Mitarbeiter verlassen, was das Tagesgeschäft angeht. Und da ist es von Vorteil, dass ich fachlich nicht so versiert bin, und mich dadurch kaum in das Alltagsgeschäft einmische. Ich kann und muss vielmehr loslassen und delegieren und die Mitarbeiter schätzen das sehr und haben einen sehr hohen Eigenantrieb.
Die Arbeitsweise hat fast agile Ansätze – mit Selbstverantwortlichkeit, Vertrauen, Loslassen etc…
Mein Vater zum Beispiel war immer per Sie mit den Mitarbeitern, während ich von Anfang an mit allen per du war. Die Selbstverantwortung und das Miteinander-Umgehen auf Augenhöhe habe ich glücklicherweise in meiner Tätigkeit bei next level gelernt und so gesehen gar nicht anders kennengelernt aus meinem anderen Standbein heraus.
Und wie fügen sich deine Tätigkeiten als Projektmanagerin und Tischlerei-Chefin in deinem Tages- bzw. Wochenplan ineinander?
Ich organisiere mich und arbeite größtenteils komplett selbstständig. Und dieses Ungebundensein ermöglicht mir auch eine hohe Flexibilität, weil ich nicht an fixe Arbeitszeiten und Anwesenheiten gebunden bin. Meine Mitarbeiter in der Tischlerei schätzen es sehr, dass sie eigenverantwortlich arbeiten dürfen – weil sie dadurch auch Freiräume haben. Ich denke, ich habe viele Vorteile dadurch, dass ich eine Quereinsteigerin bin und vorher quasi in einer anderen Welt, einer anderen Branche gearbeitet habe. Und was meine Kunden im Projektmanagement angeht, sind diese sehr froh, wenn ich in hohem Maß in jede Richtung flexibel bin.
So fügen sich deine beruflichen und privaten Abläufe wie Puzzleteile zu einem großen Ganzen zusammen…
Ja, absolut! Heute zum Beispiel bin ich eigentlich in der Tischlerei und zwischendurch habe ich für meinen Kunden im Projektmanagement eine einstündige Telefonkonferenz gehalten. Aber außer diesem Jour-fixe und dem üblichen Checken der Emails mache ich an diesem Tag nicht anderes mehr für ihn. Und nebenbei habe ich eine Torte für den heutigen 6. Geburtstag meiner jüngeren Tochter gebacken … und dann mache ich noch dieses Interview – was mir übrigens durchaus Freude bereitet.
Apropos FREUDE. Wie schafft man es, Freude an der Arbeit zu haben oder diese wiederzugewinnen? Oder kurz gesagt, bitte um deine…
Erfolgsrezept: Wie man alles unter einen Hut bekommt:
1. Ein wichtiger Aspekt liegt in der Eigenverantwortung – dass man diese übernimmt und auch übernehmen darf und einem von der Führungkraft vertraut wird. Daraus resultiert ein hohes Maß an Befriedigung in der Arbeit.
2. Ein sehr schwieriges Unterfangen ist das Zeitmanagement – weil selbst die beste Strukturierung immer wieder durch äußere Einflüsse über den Haufen geworfen wird. Was zum nächsten Punkt führt:
3. Es ist evident, dass man Abgrenzen & Delegieren lernt, dass man Nein sagen lernt … und sich das auch traut. Man stößt auf überraschend viel Verständnis, wenn man sagt:„Es tut mir leid, aber ich kann das nicht …“. Und mit jeder positiven Erfahrung in dieser Hinsicht erhöht sich der Mut und das Selbstvertrauen zum Abgrenzen.
4. Wichtig ist nicht nur auf die To-do-Liste zu schauen, sondern auch auf sich selbst und Prioritäten zu setzen. Einfach am vorgenommenen Zeitplan festhalten – auch an jenem für die Freizeit.
5. Und nicht zuletzt kann man durch Trainings zum Thema Stress-, Zeit- und Selbstmanagement mehr Freude und Gesundheit sowie auch mehr Leistung bei der Arbeit erreichen. Bewährte Modelle bringen hier garantiert mehr Struktur in den Berufsalltag.