pma focus 2025: Brücken bauen statt Konflikte entfachen

24. Oktober 2025

KI Broschüre

Wie sollen wir einander noch verstehen, wenn die Stimmen der Konfrontation alles übertönen? Diese Frage schwebte förmlich durch die Hallen des Austria Center Vienna, als sich am 16. Oktober 2025 knapp 1.000 Projektmanager:innen aus ganz Österreich zum pma focus versammelten. Das Motto: Dialog statt Konfrontation. Vom Gegeneinander zum Miteinander. Und mittendrin waren wir als Supersponsor dabei, um genau diese Themen nicht nur zu diskutieren, sondern auch mit konkreten Beispielen zu füllen.

Dialog statt Konfrontation

Mit einladenden Worten eröffneten Günther Lauer, Vorstandsvorsitzender von Projekt Management Austria, und Robert Schanzer, Vorstandsmitglied, das Event und stimmten die Teilnehmenden auf das entsprechende Fokusthema ein. Auch Rebecca Schreiberova, Managing Director der next level academy, begrüßte das Publikum herzlich und gab einen Ausblick auf drei zentrale Programmpunkte von next level consulting: die Teilnahme von CEO Wolfgang Rabl an der Paneldiskussion zum konstruktiven Umgang mit Konflikten, den praxisorientierten Workshop zur Zukunft des Projektmanagements (PM) mit KI sowie den Messestand mit kleinen Überraschungen für die Besucher:innen.

Der Elefant im Raum

Konflikte sind wie Gewitter im Projektmanagement: Sie sind unvermeidlich, potenziell reinigend oder verwüsten alles. Die entscheidende Frage ist nicht, ob Konflikte eintreten, sondern wie gut wir darauf vorbereitet sind. Genau darum ging es bei der Paneldiskussion mit unserem CEO Wolfgang Rabl, Nina Alice Bauregger (Austrian Leadership Academy), Stephan Brugger (Unisys Österreich), Sabine Gabelar (ÖBB-Business Competence Center) und Günther Lauer.

Wolfgang schilderte ein bekanntes Muster aus der Praxis: Drei Unternehmen mit ausgeprägter Schrebergarten-Mentalität – „Du gehst nicht in meinen Garten, ich nicht in deinen“. Die Kommunikation lief nur noch über endlose E-Mail-Ketten, die zu doppelten Projektkosten und völliger Handlungsunfähigkeit führten. Doch als der Konflikt eskalierte, öffnete der Leidensdruck ein Fenster für Veränderung. Die Bereitschaft zur Intervention war plötzlich da. Zug um Zug wurde die Projektorganisation umgestellt und aus drei Unternehmen wurde ein Unternehmen auf Zeit. Der Durchbruch gelang nicht durch noch mehr E-Mails, sondern durch den entscheidenden Schritt, sich einer echten Auseinandersetzung zu stellen.

Besonders einprägsam war die Metapher vom Elefanten: Jeder sieht ihn, keiner spricht ihn an. Für Wolfgang liegt die Lösung eskalierter Konflikte in einer Retrospektive, die weg vom Inhalt führt – hin zur entscheidenden Frage: „Was ist der Elefant in unserem Raum?“ Solange er nicht benannt wird, bewegt sich nichts.

Der Elefant im Raum
Paneldiskussion pma focus 2025

Your Ego is not your Amigo

Nina Alice Bauregger brachte eine scheinbar einfache Formel ein: „Your ego is not your amigo“. In Konflikten geht es nicht ums Rechthaben, sondern um Lösungen, die ziel- und zukunftsgerichtet sowie wertschätzend sind. Sie warnte auch vor der Illusion perfekter Modelle. Gewaltfreie Kommunikation ist eine gute Theorie mit fehlendem Realitätsbezug. Theorien allein lösen keine Konflikte. Wichtig sind die Geisteshaltung, Werte und Reflexion. Wenn die gemeinsame Grundlage stimmt, lassen sich Konflikte einfacher lösen. Ihr Tipp: Das Gespräch in Ruhe suchen, nicht im emotional geladenen Zustand.

Stephan Brugger erinnerte an die klassischen Teamentwicklungsphasen: Forming, Storming, Norming, Performing. Sein Plädoyer: Wir brauchen die Einstellung, dass Konflikte gut sind. Innovation bedeutet, anders zu denken und das führt zwangsläufig zu Reibung. Oft höre man in Projekten den Satz „Das haben wir immer schon so gemacht“. Wer etwas ändern will, muss also den Konflikt regelrecht suchen. Entscheidend ist jedoch, Konflikte bereits in der Entstehung zu erkennen.

Günther Lauer mahnte zur Rolle des Beobachters: Als Führungskraft oder Projektleiter:in ist es besonders wichtig, auf soziale Feinheiten zu achten. Konflikte bahnen sich an, bevor sie eskalieren. Doch Vorsicht ist geboten, wenn man Konflikte anspricht. Ohne gründlichen Faktencheck vor dem Gespräch riskiert man, das Vertrauen zu verspielen.

Brücken bauen, statt Gräben vertiefen

Die unterschiedlichen Perspektiven zeigten eindrücklich, dass konstruktiver Konflikt keine Frage der perfekten Methode ist, sondern der richtigen Einstellung. Es geht darum, mutig hinzuschauen, den Elefanten zu benennen, soziale Bindungen aufzubauen, bevor die Krise kommt, und sich bewusst zu machen, dass Reibung zum Projekterfolg dazugehört.

Zum Abschluss hielten alle Beteiligten ihre Schlussbotschaft zum konstruktiven Konflikt in wenigen Worten fest:

  • Nina Alice Bauregger: Das Problem ist nicht der Konflikt, sondern unser Umgang damit.
  • Stephan Brugger: Konflikt und Storming müssen gut und transparent umgesetzt werden.
  • Sabine Gabelar: Wenn man Konfliktverhalten kennt, ist der Weg klar.
  • Wolfgang Rabl: Geht nicht, gibt es nicht.
  • Günther Lauer: Konflikt und Krisen gibt es, aber erstens sollten Maßnahmen den Schaden nicht vergrößern, zweitens: Have a lead – das darf nicht infrage gestellt werden.
PM XO: Wenn Petra das Projekt übernimmt

Nach der intensiven Diskussion über menschliche Konflikte folgte unser Workshop, der die Brücke zur technologischen Zukunft schlug. Dennis Preiter, unser KI-Experte, und Michael Popp, Senior Consultant bei next level consulting, stellten PM Agent XO vor, liebevoll Petra genannt. Die zentrale Frage: Werden Projektmanager:innen durch KI ersetzt?

Die Antwort vorweg: Nein, aber die Rolle wird sich fundamental verändern. Und genau darum ging es im Workshop: Projektmanagement befindet sich im Wandel. Steigende Komplexität, beschleunigte Entscheidungszyklen und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz verändern die Anforderungen an Führung und Zusammenarbeit grundlegend. Doch was kann eine KI heute tatsächlich im Projektmanagement leisten? Wo bleiben Menschlichkeit, Kontext und Verantwortung weiterhin gefragt?

PM XO: Wenn Petra das Projekt übernimmt
Dennis Preiter pma focus 2025

Eine Vision für die Zukunft

PM XO steht für Project Management extended and Optimized. Petra ist ein Konzept und eine Idee dafür, wie Mensch, Maschine und Kontext künftig Projekte gemeinsam gestalten. Die KI kann Strukturen aufbauen, Daten analysieren, Szenarien simulieren, Muster erkennen, Risiken berechnen und Entscheidungen unterstützen. Petra fungiert auch als Hilfe, um zu erkennen, wo Informationen oder Kommunikation fehlen und wo Entscheidungen klarer werden müssen.

Dennis betonte: „Die Zukunft ist bereits da, wenn auch unterschiedlich verteilt. Die Interaktion mit KI-Instanzen könnte in Zukunft auf einer sehr menschlichen Ebene stattfinden.“

Verschiedene Studien und Reportings gehen davon aus, dass potenziell 65 Prozent der Aufgaben im Projektmanagement bereits heute automatisiert werden könnten. Der Blick auf die Entwicklung der Arbeitszeit im Projektmanagement zeigt, dass zukünftige Aufgaben des Projektmanagements viel stärker in den menschlichen Bereich fallen werden: Strategische Vision, KI-Partnerschaft, Stakeholder Management, Change Management, Ethik und Entscheidungen, Krisenmanagement. Admin-Aufgaben und technische PM-Methodik werden relativ verschwindend gering. Folglich schafft die Automatisierung nicht weniger Arbeit, sondern mehr Zeit und Raum für die Kernkompetenzen von Projektmanager:innen.

Die größte Schwäche der KI

Die KI-Automatisierung kann auf verschiedenen PM-Ebenen betrachtet werden. Bereiche wie das Projektportfolio und das Multiprojektcontrolling, die standardisierte Prozesse und viel Admin-Arbeit beinhalten, sind besonders reif für die KI-Nutzung. KI kennt in der Regel keinen Kontext und hier liegt auch die Herausforderung. Sie sieht, was ist, versteht aber nicht das „Warum“. Viele Organisationen stolpern genau hier, weil sie glauben, KI ersetzt das Denken. Dabei macht KI das Denken erst richtig notwendig.

Dennis und Michael kritisierten vor allem den verbreiteten Ansatz, lediglich Prompt-Templates oder PSP-Builder zu verkaufen. Das sei Tool-Denken im Zeitalter der KI-Transformation. Ihr Gegenentwurf ist der Aufbau von KI-Kompetenz: Prompting muss als Fähigkeit und Kompetenz angesehen werden, nicht als etwas, das man irgendwo ablegt. Denn je nach Kontext können Prompts nutzlos sein.

Sprache wird somit zur Führungsschnittstelle, sowohl in der Interaktion mit KI als auch mit Menschen. Die Zukunft des Projektmanagements liegt nicht im Prompt Copy-Paste, sondern in der Kontext-Intelligenz, dem Context Engineering. Man muss verstehen, was man fragt, um die KI führen zu können.

Vom Chatbot zum KI-Agenten

Dennis differenziert zwischen verschiedenen KI-Stufen: Ein Chatbot ist regelbasiert und gibt gespeicherte Antworten aus, etwa auf Fragen wie „Wie sind Ihre Öffnungszeiten?“. Ein KI-Assistent führt eine einzelne Aufgabe selbstständig aus, oft interaktiv mit Rückfragen, etwa eine Terminbuchung. Aber ein KI-Agent geht weiter: Er erkennt selbstständig Konflikte, etwa einen Terminkonflikt, analysiert Prioritäten, schlägt alternative Lösungen vor und führt Umbuchungen durch. Das ist die nächste Stufe der Automatisierung.

Die Vision der Projektorganisation der Zukunft basiert auf einem Multi-Agenten-System mit Human Lead. KI-Agenten übernehmen operative Aufgaben. Der Mensch bleibt Steuerung und Sinngeber. In dieser Projektorganisation der Zukunft wird es zudem notwendig sein, neue Rollen zu etablieren: einen KI-Copilot für die direkte Unterstützung der Projektleiter:innen, einen KI-Dokumentar für konsistente Dokumentation und ein AI Governance Board, das ethische und strategische Fragen klärt und die KI beaufsichtigt.

Dieses Governance Board ist notwendig, um zu verhindern, dass Entscheidungen unkontrolliert von externen Tech-Unternehmen übernommen werden. Wer die KI kontrolliert, kontrolliert letztlich die Entscheidungen. Das ist keine technische, sondern eine politische und ethische Frage.

Projektmanagement 2030: Mensch, KI & Kontext

PM XO Petra

Projektmanagement 2030: Mensch, KI & Kontext

Die abschließende Vision für 2030 beschreibt das „befreite Projektmanagement“.

  • Routinen sind automatisiert
  • PMOs werden zu KI-gesteuerten Analysezentren
  • Projektmanager:innen sind Coaches, Moderator:innen und Sinngeber:innen
  • Der Fokus liegt auf Transformation statt Administration

Das Schlusswort kam von PM XO selbst:

„KI ist nicht das Ende des Projektmanagements – es ist der Beginn dessen, wofür wir immer bestimmt waren: Nicht Pläne zu verwalten, sondern Wunder zu erschaffen.“

Was bleibt und was kommt

Der pma focus 2025 hat eines eindrücklich gezeigt: Die großen Fragen im Projektmanagement sind keine rein technischen. Es geht um Menschen, um Haltung, um den Willen zur Verständigung. Ob wir über menschliche Konflikte oder über KI sprechen, am Ende geht es um dasselbe: Wie schaffen wir es, in komplexen, dynamischen Umgebungen handlungsfähig zu bleiben? Wie bauen wir Brücken statt Mauern? Die Antwort liegt in unserer Fähigkeit, klar zu kommunizieren, Verantwortung zu übernehmen und den Menschen im Mittelpunkt zu behalten.

Die Zukunft ist bereits da, aber ungleich verteilt. Diese Aussage aus dem Workshop trifft es perfekt. Der Unterschied liegt nicht in der Technologie oder der Methode, sondern in der Bereitschaft, sich auf Veränderung einzulassen und dabei den Menschen nicht zu vergessen. Wolfgangs Credo „Geht nicht, gibt es nicht“ ist mehr als ein einfacher Spruch. Es ist eine Einladung, Wege statt Hürden zu schaffen.

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