
Kann man agile Methoden spielerisch lernen? Nein – man muss sogar. Denn erlebnisorientiertes Lernen verankert Wissen nachhaltiger! Davon sind die next level Trainer:innen Alma Skrgic-Pandur und Michael Goldschmidt überzeugt. Bei einem Großkunden in der Schweiz haben die beiden mit Gamification ein Training zum agilen Projektmanagement auf ein neues Level gehoben.
Wie Gamification Trainings transformiert – und Menschen nachhaltig begeistert
Von Thomas Weidinger
Ein Haus bauen, aber niemand weiß genau, wie? Zehn Leute laufen los, sammeln Material, diskutieren wild – und scheitern grandios an der ersten Wand. Willkommen im agilen Projektmanagement – oder besser gesagt: in einer Minecraft-Trainingswelt von next level.
Was auf den ersten Blick wie ein Spiel wirkt, entpuppt sich schnell als hochwirksames Lernlabor: „Weg vom Zuhören, hin zum Erleben“ – so beschreiben Alma Skrgic-Pandur und Michael Goldschmidt die Philosophie hinter dem neuen Trainingsformat. Gemeinsam haben sie bei einem Großkunden in der Schweiz gezeigt, wie Gamification Theorie und Praxis verschmelzen lässt.
Erfahrungen prägen sich ein, Emotionen bleiben haften – und genau das ist das Erfolgsrezept. Die Teilnehmer:innen begreifen agile Methoden nicht nur rational – sie fühlen sie. Denn Agilität lernt man nicht am Flipchart. Man muss sie erleben, und Gamification bringt Theorie und Praxis auf erfrischende Weise zusammen.
Das Besondere: In einer dynamischen Online-Umgebung erleben die Teilnehmer:innen agile Prinzipien hautnah. Sprints, schnelle Kursänderungen und Teamkoordination – alles wird simuliert, erlebbar und reflektiert. Die Begeisterung? Groß. Nicht nur bei den Teilnehmer:innen, sondern auch beim Kunden selbst.
Der Auftrag: Die Vielfalt der Erfahrungen vereinen
- Die Schweizer Unfallversicherung (SUVA), größte Schweizer Unfallversicherung, bereitet jährlich qualifizierte Mitarbeitende auf die IPMA® Level D Zertifizierung vor.
- Die Herausforderung: heterogene Teams, von Scrum-Profis bis zu Agilitäts-Neulingen.
- Gamification als Add-on zum Training: Ein Konzept, das Erleben statt Zuhören in den Mittelpunkt stellt – und so die klassische Lernkurve deutlich beschleunigt.
- Blended Learning und über 70 E-Learning-Module von next level sowie praxisorientierte Simulationen ergänzen das Format optimal.
Agil und klassisch: kein Entweder-Oder
Der Trainingsaufbau bei next level spiegelt genau die Praxis wider, in der agile Modelle längst die Regel sind. Kaum ein Unternehmen verfolgt ausschließlich agile Prinzipien oder setzt starr nur auf das klassische Wasserfallmodell. Man muss beides kennen und können: Auf der einen Seite geht es um die strikte Einhaltung von Kosten und Terminen, und auf der anderen Seite darum, flexibel auf neue Kundenwünsche zu reagieren.
„Klassische und agile Methoden sind keineswegs Gegensätze und schließen sich nicht aus – im Gegenteil, sie ergänzen einander.“
Alma Skrgic-Pandur
Eine hybride Arbeitsweise aus klassischen und agilen Methoden ist der Schlüssel zum Erfolg. Stakeholder-, Risiko- und Ressourcenmanagement bleiben beispielsweise unverzichtbar. Gleichzeitig ist das iterative Vorgehen – also das Arbeiten in Sprints – ein gutes Werkzeug, um flexibel zu reagieren.
Daher lernen die Teilnehmer:innen beides: Für die IPMA Level D Zertifizierung werden 29 Kompetenzelemente abgefragt, davon stammen 20 aus dem klassischen Projektmanagement und neun aus dem agilen Bereich. Gamification macht diese Prinzipien unmittelbar erfahrbar: Wie fühlt es sich an, wirklich schnell auf Veränderungen reagieren zu müssen? – Diese Lernerfahrung ist unbezahlbar.
Praxis hautnah: Minecraft als agiles Lernlabor
Das Setting: Eine virtuelle Minecraft-Welt, zehn bis zwölf Teilnehmer:innen, klare Aufgaben – beispielsweise etwa ein Haus nach spezifischen Vorgaben zu bauen. Schnell zeigt sich: Wer ohne Planung loslegt, Ressourcen hortet und nicht kommuniziert, verliert wertvolle Zeit. „Viele rennen einfach los“, lacht Michael Goldschmidt. „Doch im Feedback sehen sie, wie wichtig Planung, Kommunikation und Rollenklärung sind.“
Zwischen den Sprints gibt es kurze theoretische Inputs. Das neu erworbene Wissen wird direkt wieder praktisch angewendet – ein ideales agiles Lernlabor.
„Ich spiele leidenschaftlich gern online – und übertrage diese Erfahrung in den Businesskontext. Minecraft bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, reale Projektszenarien zu simulieren.“
Michael Goldschmidt
„So lebendig war Projektmanagement noch nie!“
Das Feedback? Begeisterung auf ganzer Linie – sogar von erfahrenen Projektmanager:innen. Erlebtes Lernen erzeugt Aha-Momente, die in klassischen Seminaren oft ausbleiben. Besonders beeindruckend waren:
- spürbare Verbesserung der Teamdynamik von Sprint zu Sprint,
- wachsendes Vertrauen in agile Methoden.
- abnehmende Skepsis gegenüber Neuerungen.
Auch die anfänglichen Unterschiede zwischen „Gaming-Profis“ und Einsteiger:innen lösten sich durch gelebte Kommunikation und Kooperation auf. „Das Spiel spiegelt die Gruppendynamik“, erklärt Michael. „Das sensibilisiert für Rollen, Kommunikation und Konfliktbewältigung. Manche Teilnehmenden haben erstmals wirklich gespürt, wie Agilität in stressigen Situationen wirkt – und genau das bleibt hängen, nicht der Foliensatz.“
„Wir wollten, dass die Teilnehmenden nicht nur über agile Methoden reden, sondern sie auch erleben. Von der anfänglichen Skepsis bis zu den Aha-Momenten war es beeindruckend, wie schnell sie sich in das Teamgefüge integriert haben.“
Alma Škrgić-Pandur
Management-Perspektive: Seriosität und Effektivität vereint
Anfangs gibt es oft Skepsis: Lässt sich mit Minecraft tatsächlich Management-Kompetenzen trainieren? Die Antwort lautet: Ja, wenn Konzept und Umsetzung stimmen. Einige Führungskräfte befürchten, Gamification könnte unseriös wirken. Doch die Erfahrung zeigt: Wissen, das emotional verankert wird, bleibt haften – und wird im Alltag angewendet.
„Wenn Führungskräfte sehen, wie effektiv Gamification ist, kippt die Skepsis schnell in Begeisterung“, so Alma. Michael ergänzt: „Sobald erste Erfolge sichtbar sind, verschwindet das Vorurteil ‚Spielen ist Zeitverschwendung‘ meist schneller als gedacht.“
Zukunftsausblick: Lernen wird immersiver.
Alma und Michael sind sich einig: Erlebnisorientiertes Lernen wird bleiben – und weiter wachsen. Denn die neuen Generationen fordern mehr als bloße PowerPoint-Präsentationen, sie wollen spüren, ausprobieren und gestalten.
Bei next level sind bereits weitere Gaming-Konzepte in Planung, denn Lernen durch Erleben schlägt Lernen durch Zuhören. Auch in Beratungsprojekten gibt es immer mehr Raum für spielerische Ansätze. „Wer einmal erlebt hat, wie Gamification Barrieren abbauen kann, möchte nicht mehr darauf verzichten“, betont Michael.
Link zum Interview mit Mathias Lang (SUVA):
Über die Trainer:innen und den Autor
Mag. Alma Škrgić-Pandur ist Consultant in der Schweizer Niederlassung von next level, Dozentin für Projektmanagement, zertifizierte Projektmanagerin IPMA® Level D und Scrum Master™.
Michael Goldschmidt ist Trainer für Projekt- und Prozessmanagement, Process Practitioner (TÜV Austria) und Gamification-Pionier bei next level.
Gemeinsam entwickelten sie ein maßgeschneidertes Gamification-Training für die SUVA.
Mag. Thomas Weidinger ist Content-Creator für Text, Bild und Ton.